Mama, wann ist Ramadan? : Buchvorstellung

Mama, wann ist Ramadan?

Schon des öfteren habe ich angesprochen, dass ich es unglaublich schwierig finde gute islamische Kinderbücher zu finden. Vor allem welche, bei denen sowohl der Text als auch die Illustration kindgerecht gestaltet sind. Einige Favoriten für den Monat Ramadan habe ich Euch bereits hier gezeigt. Heute möchte ich Euch aber ein besonderes Buchprojekt vorstellen, auf das ich durch einen glücklichen Zufall gestoßen bin. Es ist das Buch „Mama, wann ist Ramadan?“ von Ilhaam El-Qasem und Rahel Schüssler. Die Lehrerin und die Sozialarbeiterin haben nämlich ihren großen Traum verwirklicht und in Eigenregie Ihr eigenes islamisches Kinderbuch herausgebracht. Passend zum Verkaufsstart habe ich ein exklusives Interview mit den Autorinnen für Euch. Zwischendurch zeige ich Euch immer wieder Fotos, die den Entstehungsprozess des Buches dokumentieren. Ich bin total verliebt in dieses Buch und ich bin mir sicher, dass Ihr es ebenso sein werdet, wenn ihr diesen Beitrag gelesen habt.:-)

Mama, wann ist Ramadan?

Mama, wann ist Ramadan? – Interview

Salam liebe Ilhaam und liebe Rahel, erst einmal vielen Dank, dass Ihr Euch für ein Interview zur Verfügung stellt.

Mögt Ihr Euch zunächst kurz vorstellen?

Ilhaam: Mein Name ist Ilhaam El-Qasem, ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Ich habe in Düsseldorf studiert (B.A. Germanisitk / Geschichte; M.A. Medienkulturanalyse) und arbeite als DaF* Lehrerin. Außerdem bin ich bei Hima e.V., einem muslimischen Umweltschutzverein tätig. *Deutsch als Fremdsprache

Rahel: Mein Name ist Rahel Schüssler, ich bin 32 Jahre alt und komme wie Ilhaam aus NRW. Zur Zeit gönne ich mir ein Auslandsjahr in Kapstadt, wo ich bei einer Modedesign Ausbildung meiner Leidenschaft fürs Nähen nachkomme. Ich habe in Stuttgart Soziale Arbeit studiert und habe in den vergangen Jahren in verschiedenen Kontexten mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet.

Nennt jeweils drei Charakteristika, die Euch beschreiben:

Ilhaam: Rahel ist detailverliebt, treu und humorvoll.

Rahel: Ilhaam ist großherzig, wortgewandt und kreativ.

Kennt Ihr Euch schon länger oder seid Ihr Euch erst durch das Buchprojekt aufeinander gestossen?

Ilhaam: Wir kennen uns schon seit mindestens 12 Jahren! Sind uns, wenn wir gerade nicht zusammen in unserer Heimatstadt waren, auch um den Globus nachgereist wenn die Sehnsucht gross war…

Ihr habt ein wunderbares Projekt in Eigeninitiative auf die Beine gestellt. Auf was genau dürfen wir uns freuen und wie kam es überhaupt dazu?

Ilhaam: Also vor über einem Jahr hatte eine Freundin eine Idee mit mir besprochen, die sie hatte. Ich werde die Idee noch nicht verraten – sie ist großartig und ich hoffe, sie findet bald die Zeit sie umzusetzen! Während eines Brainstormings habe ich erkannt, dass ich selbst auch Feuer und Flamme für den ganzen Themenkomplex “islamische Kindersachen“ war. Meine Schwestern und Freundinnen – auch Rahel – haben mich lange bearbeitet, meine Ideen umzusetzen. Ich bin, wenn es um meine eigenen Ideen geht, oft nicht sehr mutig. Aber sie haben Gott sei Dank nicht locker gelassen. Und als ich mich für ein Kinderbuch entschieden hatte, wusste ich sofort, wer die Bilder malen sollte…Rahel.

Warum ausgerechnet ein Kinderbuch?

Ilhaam: Wir haben als Kinder sehr viel selbst gelesen und auch vorgelesen bekommen. Das war unglaublich wichtig für uns. Etwas, was wir nicht missen möchten. Rahel hat kleine Nichten und Neffen, und ich habe ja einen kleinen Sohn.  Uns ist einfach immer wieder aufgefallen, dass es kaum schöne islamische Kinderliteratur gibt. Entweder sind die Illustrationen nicht besonders liebevoll, oder aber auch inhaltlich geht es schonmal mit dem erhobenen Zeigefinger einher. Wo waren aber die Bücher, die einfach ein schönes Gefühl von unserem Din vermittelten? Ein Geborgensein, eine Wärme spürbar machten? Das gibt es im deutschsprachigen Raum fast nicht.

Wir Leser werden in Eurem Buch mitgenommen auf eine Reise des Kamels Qaswa. Warum ein Kamel und welche Bedeutung hat der Name?

Qaswa war die Kamelstute des Propheten as. Sie war für ihn ganz besonders. Auf ihr hat er die Hijra nach Medina gemacht, und als er mit Abu Bakr (ra) in Medina ankam, hat er sie entscheiden lassen, wo die Prophetenmoschee gebaut werden sollte. Es gibt einige Hadithe darüber, wie wichtig sie für ihn war. Und wir wissen ja aus zahlreichen Überlieferungen auch, dass der Prophet in der Lage war, mit Tieren zu sprechen. Qaswa war also ganz besonders, und für uns der richtige Name, um Geschichten zu erzählen und auch weitere Projekte zu verwirklichen. Im Buch wird die Geschichte nicht direkt von Qaswa erzählt – aber sie ist immer dabei. Mariam trägt ihre eigene kleine Qaswa immer mit sich. Für Kinder ist es wichtig Anker zu haben, die ihnen die Religion kindgerecht näher bringen. Qaswa ist für uns so eine Figur. Wir haben mit Qaswa noch viel vor!

Haben die Protagonisten Yunus und Mariam auch einen Bezug zur Realität oder leben sie nur in der Geschichte?

Ilhaam: Nein, sie leben in der Geschichte. Aber ohne Zweifel sind Kinder und auch Erwachsene in unserem Umfeld Inspirationslieferanten für die Figuren in den Geschichten. Es ist kein Zufall, dass Mariams Eltern z.B. verschiedener Herkunft sind. Das wird auch gar nicht weiter kommentiert oder erklärt – man sieht es und es ist einfach so, ganz natürlich. Das ist uns wichtig.

Was macht für Euch gute islamische Kinderliteratur aus?

Ilhaam: Sie sollte kindgerecht und ansprechend gestaltet sein. Sie sollte kulturell passend sein – also zur Realität und zur Umwelt des Kindes passen. Ausserdem ist der Anspruch irgendwie belehrend sein zu wollen, vor allem in Literatur für Kleinkinder, fehl am Platz.

Die Illustrationen in Eurem Buch sind unglaublich filigran und sehr ansprechend gezeichnet. Wie wichtig sind Bilder in einem Kinderbuch?

Ilhaam: Bilder hauchen dem Text die Seele ein. Wenn es schöne Bilder sind, wird plötzlich die Geschichte emotional wahrnehmbar. Wenn man nach dem Lesen eines Kinderbuches die Augen zumacht, sieht man die Bilder immer noch.

Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen wie viel Mühe, Fleiß und Nachtschichten an der Fertigstellung eines Buches hängen. Wie viel Zeit steckt in Eurem Projekt? Von der Idee bis zum Endprodukt?

Ilhaam: Der Text war schon im Winter 2017 mehr oder weniger fertig. An den Bildern konnte Rahel aber erst viel später arbeiten, weil sie einen Auslandsaufenthalt vorbereiten musste. Das ging natürlich vor. Nachdem die Bilder fertig waren, brauchten wir noch Hilfe bei der Bildbearbeitung und auch bei der Formatierung für den Druck. Das hat uns ein bisschen verrückt gemacht ehrlich gesagt!

Rahel: Ich habe das mit den Bildern unterschätzt. Ich habe die Stunden und Nächte nicht gezählt, aber es waren einige!

Ich höre und lese ganz oft, dass Eltern Schwierigkeiten haben Ihre Kinder für Bücher zu begeistern. Habt Ihr Ratschläge oder Tipps?

Wir Erwachsenen leiden mindestens genauso an den Phänomenen der Moderne wie die Kinder. Wer selbst oft auf sein Smartphone schaut – da nehme ich mich gar nicht aus! – oder am Laptop sitzt, der entwickelt unbewusst oder unbeabsichtigt die Interessen seiner Kinder mit. Wenn die Kinder uns selbst oft mit Büchern in der Hand sehen, werden sie ganz selbstverständlich auch nach ihren Büchern greifen. Ausserdem kann man Vorlesen zum Ritual machen und zu einer Zeit, die mit Liebe und Geborgenheit verbunden wird. Wer könnte da widerstehen?

Wie feiert Ihr zu Hause den Monat Ramadan und das dazugehörige Ramadanfest? Was darf bei Euch definitiv nicht fehlen?

Ramadan ist natürlich eine ganz besondere Zeit. Ich habe dieses Jahr das erste Mal einen Ramadankalender für meinen Sohn gebastelt und sehe wie sehr ihm das Freude bereitet. In der Woche vor dem Fest wird viel traditionelles Gebäck zubereitet. Das Festgebet findet hier im Sommer draußen auf einer grossen Wiese statt. Das ist wahnsinnig schön. Das anschließende gemeinsame Frühstück mit Familie und Freunden ist obligatorisch! Unter Freundinnen feiern wir privat oft am Wochenende danach, inklusive Wichteln und Eid-Torte. 🙂

Auf den Fotos seht Ihr das Buch in einem rechteckigen Format. Die Neuerscheinungen sind alle in 21cm x 21cm, also quadratisch.

Das Buch ist absolut traumhaft, oder? Ich bin mir sicher, dass wir alle viel Freude damit haben werden im anstehenden Ramadan. Schaut unbedingt auf der Website der beiden vorbei, um Euch das Buch zu bestellen.

Selam und liebe Grüße

Eure Vanessa

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